In den Jahren 1920 - 1925 bestand in Neukirch ein Radfahrverein “Pfeil” mit eigener Standarte, der an vielen Wander-, Ziel- und Korsofahrten in der näheren und weiteren Umgebung erfolgreich teilnahm. Doch auch diese Radfahrer waren dem Zeitgeist und Verschleiß unterworfen und waren in den 25er Jahren müde geworden. Die große Zeit des Radfahrens war vorüber und so gedachten die Initiatoren dieses Vereins sich dem Turnen zuzuwenden.
Rack Hans, Ferdinand Waggershauser und Michael Eppler, drei junge Männer der Ortschaft Neukirch, die übrigens schon vordem Turner waren, beschlossen einen Turnverein zu gründen. Die ersten Verbindungen mit dem schon bestehenden Turnverein der Nachbarstadt Wangen im Allgäu, speziell mit Herrn Obert, wurden aufgenommen und vorbereitende Arbeiten verrichtet.
Und so steht es im Gründungsprotokoll vom 5. April 1925:
Auf Anregung einiger Neukircher Turner, wurde heute durch Herrn Obert aus Wangen ein Turnverein gegründet. Demselben sind dann sofort 43 Mitglieder beigetreten, 27 Aktive, 9 Passive und 7 Zöglinge.
Es wurde zu den Wahlen geschritten und zwar wurde in geheimer Wahl gewählt zum
1. Vorstand: Herr Oberlehrer Franz Friedel
2. Vorstand: Herr Hans Rack
1. Turnwart: Herr Ferdinand Waggershauser
2. Turnwart: Herr Michael Eppler
Kassier: Herr Franz Riedesser
Schriftführer: Herr Georg Horn
Zu passiven Ausschußmitgliedern die Herren Schultheiß Schweinberger und Georg Oppiller, zu aktiven Ausschußmitgliedern die Herren Johann Baptist Locher und Johann Röhm.
Die Gründungsversammlung fand im Nebenzimmer der Alten Post in Neukirch statt. Wie es einem ordentlichen Verein zustand, wurde er in das Vereinsregister beim Amtsgericht Tettnang eingetragen. Dazu erforderlich war die Vorlage einer Satzung mit Paragraphen, Titeln und dazugehörigen Texten.
Mit dieser Satzung wurde der Verein fest fundamentiert.
Im Paragraph 1 wird Name, Sitz und Zweck des Vereins benannt. Unter anderem steht da zum Zweck des Vereins ... Der Zweck des Vereins ist, Gelegenheit und Anleitung zu geregelten Turnübungen, zur körperlichen und sittlichen Kräftigung, sowie die Pflege Deutschen Volksbewußtseins und Vaterländischer Gesinnung.
Nebenbei gesagt ist es da nicht verwunderlich, dass die Sieger des hinter uns liegenden zweiten Weltkrieges, in unserem Fall und in unserer Zone die Franzosen, den Verein 1945 verboten, und wir in unserer Weltverschlossenheit dies über Jahre gar nicht bemerkten.
Der Turnverein war gegründet, die Begeisterung für den edlen Sport geweckt! Kein Geld war in der Kasse, keine Turngeräte und noch war keine Fahne vorhanden!
Die erste Turnstunde wurde im Saal der Alten Post abgehalten. Tage zuvor wurde Hanf gesammelt und aus diesem hat der uns älteren bekannte Kornelius Kollmann, der Vater von unserem Turnkameraden Alfons Kollmann, dazumal noch Seiler seines Berufes, ein großes Tau gedreht. Dieses Tau war gewissermaßen das erste Turngerät des damaligen Turnvereins Neukirch. In dieser ersten Turnstunde wurde am Boden mit dem Leib und mit den Händen geturnt. Dieses Tau gab den jungen Turnern Auftrieb und nicht weniger die große Anzahl der Festdamen.
Zum Feste kamen die Turnvereine der Umgebung, wie Wangen, Tettnang, Langenargen usw. Noch im selbigen Jahre besuchte eine 3er-Gruppe des Turnvereins, es waren Rack, Waggershauser und Eppler, das Landesturnfest in Ulm. Die Turner Eppler Michael, Josef und Franz Fitz, Schlegel Gebhard und Hermann Röhm nahmen am “Hermannslauf” erfolgreich teil.
Nur dem Einsatz einiger weniger Turner - auch schon zu dieser Zeit - war es zu verdanken, daß innerhalb kurzer Zeit alles notwendige Turngerät und auch die herrliche Vereinsfahne beschafft und natürlich auch bezahlt werden konnte. Eine spendierfreudige Gemeinde gehörte allerdings auch dazu.
Schon im Jahre 1926 stellte der Verein eine Musterriege am Barren auf und erhielt beim Gauturnfest in Weingarten einen ersten Preis in der C-Klasse. Nach Durchsickern dieser Hiobsbotschaft in Neukirch, schwang sich der erste Vorstand, Oberlehrer Friedel, auf sein Fahrrad, fuhr höchstpersönlich nach Weingarten und beglückwünschte seine erfolgreiche Musterriege!
In den darauffolgenden Jahren besuchten die Turner im Jahre 1927 das 25-jährige Stiftungsfest in Langenargen und 1928 das Gauturnfest in Riedlingen, jeweils mit einer Musterriege am Barren.
Einen Höhepunkt im Vereinsleben stellte das im Jahre 1930 abgehaltene Gauturnfest in Biberach dar. Wiederum stellte der Turnverein Neukirch eine Musterriege am Barren und erhielt einen Preis in Form eines Lorbeerkranzes.
Nicht nur das turnerische Leben in der Gemeinde sondern auch das kulturelle Leben wurde vom Turnverein getragen. So wurde alljährlich ein Theater mit mehrmaligen Vorführungen veranstaltet. Die älteren der hier Anwesenden werden sich an die herrlichen Theaterstücke “Der verhaftete TV”, “ Toni und Vroni”, “Stadt und Land” und der “Erlenhofbauer”, erinnern können.
Wie könnte es auch anders sein, daß die Nuikiler Fasnet im Besonderen vom Turnverein betrieben wurde. Über Jahrzehnte war dieses närrische Treiben, fast möchte man sagen, Monopol der Turnerschaft. Mit wechselndem Motto, wie “der Zirkus Sarrassani”, “das kann doch einen Seemann nicht erschüttern”, “lustig ist das Zigeunerleben”, wurde alljährlich die närrische Richtung festgelegt. Selbst wir Jüngeren erinnern uns noch des spaßigen und turnerisch durchtrainierten Clowns namens Michael Eppler.
Weder die Gemeinde, noch der Staat der damaligen Zeit hatten Geld über für diese Turnerei! So hatten all diese außerturnerischen Betätigungen letztendlich auch den Zweck Geld in die magere Vereinskasse zu bringen. Die vaterländische Gesinnung wurde allerdings auch bei diesem Tun gestärkt, und auch Kultur in das sporttreibende Volk gebracht.
Die turnerische Betätigung erstreckte sich über viele Jahre fast nur allein an den Geräten. Diese Art des Turnens war in dieser Zeit “in”. Das Bodenturnen, als Vorbereitung zum Geräteturnen, ersetzte die Gymnastik. Die Leichtathletik mit ihren vielen Möglichkeiten wurde zu dieser Zeit vom Turnverein ausgeübt.
Das deutsche Turnfest in Stuttgart im Jahre 1933, “dem Jahr der Machtergreifung und des Umschwungs in unserem Lande”, stand natürlich, wie hätte es auch anders sein können, im Zeichen der nationalen Turnerei, und wurde vom Verein begeistert beschuht, Eine neue Zeitepoche setzte anstelle des alten “Gut Heil!” das “Sieg Heil!”. Die damalige Vereinsführung wurde durch große nationale Aufgaben sehr in Anspruch genommen!
Das in nächster Nähe stattfindende 44igste Oberschwäbische Gauturnfest in Wangen im Allgäu im Jahre 1934 war wiederum ein Höhepunkt in der bereits alten Geschichte des Turnvereins Neukirch. Wie so oft in den vergangenen Jahren zogen die mit Lorbeerkränzen geschmückten Turner des Turnvereins Neukirch auch in diesem herrlichen Festumzug durch das altehrwürdige Reichsstädtlein Wangen im Allgäu.
Franz Schiele wurde zum ersten Vorstand gewählt (der dritte in der Vereinsgeschichte).
Der Turnbetrieb, lange Zeit im Saal der “Alten Post” durchgeführt, wurde immer anspruchsvoller. Der “Riese” am hohen Reck konnte im niedrigen Saal der “Alten Post” nicht geturnt werden, so daß man in den höheren Saalraum des Hirschen wechselte. Jedoch auch dort kamen Schwierigkeiten auf.
Im Jahre 1936 wurde durch schriftliche Verfügung der Brauereibesitzers Josef Weiss, Meckatz - der Gasthof “Zum Hirschen” war zu dieser Zeit Pachtwirtschaft der Brauerei Weiss - aufgrund baulicher Mängel, die sich speziell beim Turnen zeigten, das Turnen im großen Hirschsaal eingestellt !!!
Der Turnbetrieb wurde nun im Schützenhaus des damaligen Schützenvereins Neukirch weitergeführt. Die Turner ließen sich nicht erschüttern. Gerade in dieser Zeit vor dem 2. Weltkrieg wurde sehr viel geturnt. Man mußte ja auch kräftige und wendige Turner in den bevorstehenden Kampf führen!
Im Jahre 1938 führte eine Damenriege Tänze beim Abturnen vor.
Zehn Tage vor dem Kriegsausbruch im Jahre 1939 zog eine stattliche Anzahl Turner zum Gauturnfest nach Ludwigsburg.
Der Krieg mit all seinen Nöten ging auch nicht spurlos am Turnverein vorüber. Turner wurden zu Soldaten, Kämpfer für Führer, Volk und Vaterland. Sehr viele Turner kamen vom Krieg nicht mehr nach Hause. Um nur einige Namen zu nennen, wie Franz Martin, Benedikt Stoppel, Albert Kathan, Stefan Steuer, Benedikt Bildstein, Albert Witzigmann usw.
Das Kriegsende im Jahre 1945 brachte den Turnern, ohne daß sie es wollten oder bemerkten, die Auflösung des Turnvereins Neukirch e.V. 1925. Jegliche turnerische Tätigkeit war von der Besatzungsmacht im Rahmen der nationalen Turnvereine verboten worden.
Am 24. September 1949, also 4 Jahre nach Kriegsende, fand nach jahrelanger Pause die erste Mitglieder-Generalversammlung statt. Es waren 30 Personen anwesend. Nach langer Debatte über den Neuaufbau des Vereins wurden folgende Mitglieder in den Vorstand gewählt:
1. Vorstand: Josef Rief, Neukirch
2. Vorstand: Michael Eppler, Neukirch
Kassier: Alfons Kollmann, Mehetsweiler
Schriftführer: Albert Schweinberger, Neukirch
1. Turnwart: Heinrich Martin, Vorderessach
2. Turnwart: Alfons Kollmann, Mehetsweiler
Vorstandsmitglieder: Josef Nuber, Dambach, Alois Hofer, Bernried, Anton Schmid, Neukirch
Eine neue Satzung wurde zur Eintragung in das Vereinsregister dem Amtsgericht Tettnang zugeleitet. Der neu gegründete Verein hatte nahezu 100 Mitglieder, davon 39 Aktive und ebenso
viele Jungturner, außerdem eine Damen-Turn-Abteilung von etwa 20 Damen.
Die damalige Schießstandhütte hinter dem Hirschen wurde zu einer notdürftigen Halle ausgebaut. Man dachte schon an eine Vergrößerung der notdürftigen Halle. 3-4 Mal wurde während den Wochentagen geturnt.
Nach langem Hin und Her entschloß sich die Vorstandschaft ein Bittgesuch an den Gemeinderat Neukirch, den Bau einer Turn- und Festhalle in Erwägung zu ziehen, zu stellen. Im Falle der Verwirklichung würden die Vereinsmitglieder durch Spenden und Bereitstellung von Bauholz und Arbeitskräften zum Werke beitragen. Im Gemeinderatsbeschluß vom 25. Oktober 1950 stellte die Gemeinde Neukirch dem Turnverein kostenlos einen Bauplatz hinter dem Lehrerwohnhaus zur Erstellung einer eigenen Turnhalle zur Verfügung. Es lag noch ein steiniger und ein anderer Weg bis zur Einweihung der Turnhalle vor dem Verein.
1951 verstarb der Ehrenvorsitzende Oberlehrer Franz Friedel.
in der Generalversammlung im Jahre 1952 wurde in neuer Vorstand gewählt:
1. Vorstand: Franz Stärk, Unterlangensee
2. Vorstand: Albert Strobel, Neukirch
Diese beiden Vorstände blieben bis 1958 in Amt und Würden. Franz Stärk bat in der Generalversammlung im Jahre 1958 um vorzeitige Zurruhesetzung als 1. Vorstand. An dessen Stelle übernahm der 2. Vorstand Albert Strobel die Stelle des 1. Vorstandes.
In diesen Jahren wurde turnerisch sehr viel geleistet. Die Aufstellung einer Leichtathletikabteilung scheiterte immer wieder an den Übungsmöglichkeiten, d. h. an einem Sportplatz.
Die Damenabteilung unter der Leitung von Berta Friedel entwickelte sich ganz prächtig, sowohl in der Anzahl als auch in ihrer Leistung und überflügelte schon bald die männliche Turnabteilung.
1953 war für den Turnverein “das Jahr der großen Taten”. Mit großem persönlichen Einsatz einiger Weniger, genannt seien hier die Namen Franz Huchler, Albert Schweinberger, Alfons Kollmann, Heinrich Martin, ging man daran, den Bau einer Turnhalle zu organisieren, zu planen und zu finanzieren. Welche Mühen dahinter steckten, wissen nur die, die damals zum Wohle aller, also der Gesamtgemeinde nur noch für die Turnhalle tätig waren. Sei es im persönlichen Arbeitseinsatz oder auch zu Fuß beim Einsammeln der Spenden. Der Turmbau von Babylon hat den Bürgern vermutlich nicht mehr abverlangt!
1954 stand die Halle im Rohbau. Im halbfertigen Zustand wurde ein Teil des Untergeschosses, der Gemeinschaftsgefrierraum bezogen. Im Erdgeschoß sah es noch triste aus. Nachdem die Fensterfronten im Osten wie auch im Westen geschlossen waren, konnte wenigstens das Gerät sicher untergebracht werden und man turnte auch schon! Allerdings waren die Abgänge vom Gerät auf dem Rohbetonboden recht hart. Der Einbau des Schwingbodens machte noch Ärger. Aber was lange währt wird endlich gut. Mit dem Einbau des Schwingbodens begann das Turnen an allen Geräten.
In der Generalversammlung im Jahre 1955 stellte der 1. Vorstand fest, daß der bisherige Rohbau DM 96 000.- gekostet hätte und davon sage und schreibe DM 48 000.- vom Turnverein durch Spenden und freiwillige Arbeitsleistungen erbracht worden waren! Wahrlich eine stolze Bilanz.
Zu diesem Baueinsatz hin ließ es sich der Verein nicht nehmen, beim Gauturnfest in Wangen im Allgäu dabei zu sein. Der 21. und 22. Juli 1956 bleibt vielen Sportlern in guter Erinnerung. Unter der bewährten Leitung von Oberturnwart Heinrich Martin erhielt die männliche Riege einen 1. Preis, die Damenriege unter der ebenso hervorragenden Leitung von Rösle Hettich, ebenfalls einen 1. Preis.
1957, endlich war eine Leichtathletikabteilung geboren. Die Übungsstätten lagen auf irgend einer Wiese, auf der Landstraße und auch in den Forsten. Aber es ging auch recht und schlecht ohne Sportplatz. Schon beim Gauturnfest in Wangen im Allgäu zeigten sich die ersten Früchte in Form von Preisen in Einzel- wie auch in Mannschaftskämpfen.
Das sogenannte “kommunale Sorgenkind” - die Turnhalle - wurde vom neu gewählten Bürgermeister der Gemeinde Neukirch, Eugen Müller, an die Brust genommen, nachdem über Jahre einfach aus Geldmangel, vielleicht auch aus Arbeitsmüdigkeit, die Turnhalle im Rohbau stehen geblieben ist.
25 Vereinsmitglieder besuchten im Jahre 1958 das Bundesturnfest in München. Auch einige Damen waren mit dabei. Die Fahnenabordnung nahm am Festumzug teil.
In der Generalversammlung 1959 wurde wiederum ein neuer Vorstand gewählt:
1. Vorstand: Sebastian Buhmann, Hagmühle
2. Vorstand: Albert Schweinberger, Neukirch
Gleich zu Beginn ihrer Amtszeit zog der Turnverein für einige sonnige Tage ins Grüne und an das Wasser. Herrliche Stunden verbrachten die Sportlerinnen und Sportler des Turnvereins am Röhrensee bei Leupolz.
Das Gauturnfest in Saulgau im Jahre 1960 war eines der allerschönsten Turnfeste. Fast hatte man den Eindruck beim Festumzug, Neukirch müßte eine der größten Metropolen des Sports im Oberland sein! Allen voran unsere gut aussehende und noch besser spielende Musikkapelle unter der bewährten Stabführung von Josef Zacher. Dann folgte ein langer Zug von muskelstarken Neukircher Turnern und graziösen Turnerinnen, und darüber eine lachende Sonne. Und wieder prasselte es nur so von Preisen.
1961 - das Jahr aller Jahre! Die Turnhalle ist endlich nach 6-jähriger Bauzeit fertig! Zwei frohe Festtage lassen alle Sorgen und Mühen vergessen. Dank allen Bürgern, Dank dem Bürgermeister Eugen Müller und seinen Gemeinderäten, Dank all denen die uns geholfen haben, dieses Werk zu schaffen. Endlich hatten wir eine Turnhalle! Bei einem festlichen Bankett war alles was Rang und Namen hatte in unserer Turnhalle. Es wurde viel gesprochen, gelobt und geehrt. Sebastian Buhmann und Alfons Kollmann erhielten den Ehrenbrief des Turngaus und unser Oberturnwart Heinrich Martin die höchste Auszeichnung des Turnerbundes “die Goldene Turner-Ehrennadel”. Schon wieder hatten wir große Erfolge beim Oberschwäbischen Gauturnfest in Biberach im selbigen Jahre.
In den Jahren 1962, 1963 blühte der Turnbetrieb an den Geräten, in der Leichtathletik und in der neu hinzugekommenen Tischtennisabteilung. Schon bald war die Turnhalle wieder zu klein! 1. Tischtennis-Abteilungsleiter wurde H. G. Kreuzahler.
In der Jahreshauptversammlung 1963 wurde ein neuer 1. Vorsitzender gewählt. Dr. E. A. Gelb aus Neukirch, Tierarzt seines Berufes, sollte nun die Geschicke des Turnvereins in die Hand nehmen. Seine kräftigen Arme gaben sie bis heute auch nicht wieder ab. Er selbst ist ein kräftiger Sportler und Aktiver in allen Abteilungen.
Das Kreiskinderfest wurde mit bestem Erfolg durchgeführt. Den Kindern aus allen Kreisteilen hat es besonders gut in Neukirch gefallen.
Das kleine Gauturnfest in Isny sah den Verein auch wieder erfolgreich. Der 1. Vorsitzende Dr. E. A. Gelb belegte einen stolzen 2. Platz in den Einzelwettkämpfen.
1965 Gauturnfest in Weingarten. Das letzte Gauturnfest an dem der Verein teilnahm.
Immer mehr zeigt es sich, daß die turnerische Tätigkeit nicht nur am Gerät hängen bleiben muß. Die Zeit der vielen Abteilungen im Turnverein ist gekommen!
Schon im Jahre 1955 hat der unverwüstliche Reinhold Hasel eine Ski-Abteilung gegründet. Nun konnte im Jahre 1964 der erste große Ski-Jugendtag in Goppertsweiler am Steilhang neben der Schule, durchgeführt werden. (Bemerkung: neben der alten Schule) Den von der Gemeinde gestifteten Wanderpokal der Gemeinde konnte Norbert Köbach gewinnen.
Der Ski-Manager Willi Steidle, Senior, und seine unverwüstlichen Liftanhänger erstellten im Jahre 1965 einen Skilift mit Skihütte am Leipolz-Hang. Willi Steidle, der als Abteilungsleiter - bis zum heutigen Tage tätig ist, hat seine Rennfahrer in vielen Rennen auf die vordersten Plätze gebracht.
In den letzten Jahren hat sich auch eine halbamtliche Radfahrer-Rennabteilung aus besonders dem Rennsport Ergebenen gebildet. 1973 fuhren sie erstmals die Bodensee-Rundfahrt, die den Rennfahrern alles abverlangt hat. Auch diese schnelle inoffizielle Abteilung wird von Willi Steidle, Senior, ein über alle Grenzen hinaus bekannter früherer Rennfahrer der Radfahrunion Wangen, trainiert.
Im Jahre 1969 wird die Neue Satzung von der Hauptversammlung einstimmig beschlossen und dem Verein ein neuer Name gegeben. Unser alter Turnverein Neukirch e.V. 1925 wird im Vereinsregister des Amtsgerichts Tettnang mit folgender neuer Titulierung geführt:
Turn- und Sportverein 1925 Neukirch e.V.
Ein neuer Vorstand wurde gewählt:
1. Vorsitzender: Dr. E. A. Gelb, Tierarzt
2. Vorsitzender: Alfons Kollmann, Techn. Zeichner
Kassier: Janusch Reiter, Maschinenbau-Techniker
Schriftführer: Arnulf Schweinberger, Kaufm. Angestellter
Vertreter der Aktiven: Gerhard Klas, Malermeister; Fritz Stohr, Bäckermeister
Vertreter der Passiven: Herbert Rack, Freier Architekt
Derselbe Reinhold Hasel, der die Skiabteilung gegründet hat, nahm wieder einmal ein großes Problem in seine Hände, nämlich die Gründung einer Fußballabteilung. Zum Fußballen braucht man zum Ball hin auch noch einen Platz! Wie schwer es ist in unserer voralpenländischen hügeligen Landschaft auch nur einen kleinen und in etwa ebenen Fußballplatz zu finden, kann sich nur ein Ortsansässiger vorstellen. In mehreren Verhandlungen mit mehreren Grundstückseigentümern hat es der zäh ringende Reinhold wirklich geschafft einen Platz am nördlichen Dorfrand von Herrn Erich Stehle, Kfz.Meister, anzupachten.
Auf diesem Platz wird bis zum heutigen Tage (1975, anm. der Red.) Fußball gespielt. Dieser Platz ist von allen Mannschaften des Kreises gefürchtet. Nicht wegen der Härte der Neukircher Fußballer, sondern viel mehr wegen seiner Hals- und knochenbrechenden Löcher! Nach einigen Tagen des Regens, kann dieser Platz auch für Schwimmer Verwendung finden!
Zwei aktive und 3 Jugendmannschaften spielen heute mit wechselndem Erfolg. Besonders erwähnenswert ist unsere Jugendmannschaft unter der Leitung von Phillipp Müller. Im letzten Jahr hatten die Jugend-Fußballer den Kreismeister gemacht! Alle Anerkennung!
Müßte man sich eine machen. Wir aber müssen uns keine machen! Wir haben sie. Uns allen fehlt ein Sportplatz!!! Früher war es die Turnhalle, heute ist es der Sportplatz. Wir alle hoffen bis zum nächsten Jahr einen besseren Sportplatz in der Südlage der Ortschaft beturnen und bespielen zu können. Es bedarf aller Anstrengungen aller Sportler und aller Abteilungen.
Sollte es gelingen, dann steht wieder viel Arbeit vor uns und nach all den Mühen wieder ein neues Fest bevor! Wir alle festen doch so gerne! Unsere Jugend wird bestimmt einmal diese Sorge los sein, wenn sie das in der Zukunft liegende Neukircher Sportzentrum mit ihren turnerischen Spielen beleben darf.
50 Jahre Turnverein Neukirch liegen hinter uns. Vor uns steht die Sportliche Zukunft, bestimmt auch wieder mit vielen Problemen. Aber wir Sportler werden auch diese Zukunft verbunden mit anderen Problemen bewältigen.
Mit unserem Turnerruf:
Frisch! Fromm! Froh! Frei!
Gez: Herbert Rack